19. April 2002
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy

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Pressemitteilung

Aus Tibet geschmuggelte Videoaufnahmen zeigen die Zerstörung von Tibets größter religiöser Einrichtung

Das TCHRD zeigte heute zum ersten Mal einen 10-minütigen Film über die massive Zerstörung des Buddhistischen Instituts Serthar in der Provinz Sichuan in Tibet. Dieser Dokumentarstreifen wurde aus Videoaufnahmen, die von ehemaligen Bewohnern des Instituts aus Tibet geschmuggelt wurden, zusammengestellt.

Das auch als Larung Gar bekannte Institut Serthar liegt in der Tibetischen Autonomen Präfektur Karze, Provinz Sichuan. Bis zum letzten Jahr galt es als das größte buddhistische Institut Tibets. Die konfessionsübergreifenden akademischen Belehrungen des Abtes Khenpo Jigme Phuntsok zogen buddhistische Studenten aus der ganzen Welt an, darunter auch aus der VR China, Taiwan, Hongkong und Korea. Serthar beherbergte eine große Zahl tibetischer Mönche, Nonnen und Laien. Die Gesamtzahl der Bewohner betrug vor der Verwüstung durch die Behörden weit über 8.000.

1999 suchte ein "Arbeitsteam" der chinesischen kommunistischen Partei das Institut auf und ordnete an, daß nur 1.400 Personen dort bleiben dürfen. Als erste wurden die Studenten aus anderen asiatischen Ländern ausgewiesen. Dann trafen im Juni 2001 fünfzig Lastwagen und Geländefahrzeuge in dem Institut ein, und Tausende von Sicherheitsbeamten, die ihr Lager am Rande des Komplexes aufschlugen, begannen die Wohnviertel niederzureißen.

Der Dokumentarfilm zeigt, wie chinesische Beamte die Abbruchaktion überwachen, während Mönche und Nonnen versuchen, ihre letzten Habseligkeiten aus den Trümmern zu bergen. Er enthält auch ein Interview mit zwei ehemaligen Bewohnern des Serthar Instituts, die jetzt im Exil sind. Große Sorgen machen sich die ehemaligen Bewohner des Instituts um Khenpo Jigme Phuntsok und seine Nichte, ebenfalls eine religiöse Lehrmeisterin, die ohne Verbindung zur Außenwelt in Chengdu festgehalten werden. Wie von der interviewten Nonne geschildert wird, ist ein weiterer Anlaß zu Sorge, daß nun Hunderte der aus dem Institut vertriebenen Nonnen obdachlos sind.

In den letzten sieben Jahren verzeichnete das TCHRD die Ausweisung von fast 19.000 Mönchen und Nonnen aus religiösen Einrichtungen in Tibet, sowie die Schließung von 24 buddhistischen Institutionen und die Festnahme von Tausenden von Mönchen und Nonnen, deren einzige Schuld oft nur darin bestand, daß sie ihrer Meinung Ausdruck verliehen oder sich weigerten, ihr spirituelles Oberhaupt, den Dalai Lama, zu verunglimpfen.

Youdon Aukatsang, Sprecherin des TCHRD, kommentierte: "Dieser Dokumentarstreifen widerlegt chinesische Behauptungen, daß in Tibet die Religionsfreiheit respektiert wird. China mag dieses Jahr bei der Menschenrechtskommission der Verurteilung wegen seiner Verstöße gegen die Menschenrechte entgangen sein, aber anhand von Zeugnissen wie diesem Dokumentarfilm kann sich die Welt nicht mehr blind stellen."